Alter Drucker, neuer Drucker

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Der Drucker muss schon wieder auf den Müll. Wieso sind diese Geräte eigentlich die allerunzuverlässigsten in der digitalen Peripherie? Schon hat sich die Frage selbst beantwortet.

Seit etwa 1 Jahr funktioniert der Papiereinzug nicht, bei 9 von 10 Versuchen meldet der sogenannte brother HL-L2350DW Laserdrucker einen Stau – aber da ist keiner, das oberste Blatt hat nur einen kleinen Knick in der Ecke vorne rechts. Das Gerät kennt aber keine Worte dafür. Es rödelt und greift, scheitert und gibt nach 5 Sekunden auf. Papierschublade öffnen, schließen, nächsten Versuch abwarten, ad infinitum, bis das Glück hilft oder ich aufgebe und ein Blatt einzeln in den Einzelfacheinzug ein- und durchziehen lasse.

Vor 2,5 Jahren gekauft und so gut wie gar nicht benutzt, vielleicht 2-300 Seiten. Das ist zu kurz für ein Gerät, das über 160 € gekostet hat und einen einfachen Dienst verrichten soll. Das Teil hat eine Aufgabe, und die in Schwarz/Weiß. Ich bin ein empörter Konsument.

Geplanter Verschleiß, haben wir uns daran eigentlich schon gewöhnt? Bei Druckern ist er besonders schlimm, scheint mir. Ich weiß nicht, was mich mehr aufregt: das Schon-Wieder-Kümmern-Müssen um das Thema, das Geld oder die Müllungeheuer, die es zu entsorgen gilt – und dass dieser Müll so sauber ist, dass man verrückt wird.

Auf Wegwerfen läuft es hinaus – bei kleinanzeigen.de sehe ich 14 Exemplare dieses Geräts, die allein in den letzten 4 Tage eingestellt wurden, nicht wenige defekt. Die Verkaufspreise sind also lächerlich niedrig – ich werde mein Teil hier bestimmt nicht los, stelle es aber trotzdem ein. Und siehe da: 5 Tage später habe ich einen richtig enttäuschenden Chat mit einem Preisdrücker, der so viele Fragen stellt, dass allein die Gesprächsdauer dafür sorgt, den gesetzlichen Mindestlohn mit dem Verkaufspreis nicht einhalten zu können. Es endet im Streit, der Drucker geht demnächst auf die Kippe.

Parallel ein neues Gerät bestellen über das Wunder des Internets. Kaufentscheidung über Marke, Kyocera hat bisher die wenigsten Probleme bereitet. Bei der Suche nach einem in Frage kommenden Modell auf deren Webseite: unterirdische User Experience, es gibt nur eine Liste mit Namen, die mir keine Auskunft über Preise und vor allem nicht über Größen gibt – für mich entscheidendes Kriterium, ich will mir ja keinen Kleinwagen ins Regal stellen. Also alle anklicken, Specs schauen, vergleichen; es ist grauenhaft, auf Amazon dasselbe Spiel, die Vorschaubilder helfen ja auch nicht weiter.

Irgendwann Modell gefunden, ich suche nach Händlern in DuckDuckGo, lande wieder bei idealo. Der Amazon-Preis ist nicht schlecht, aber bei denen will ich nicht bestellen, also zu Bürobedarf Boettcher, die haben so eine angenehm trashige Seite, die in ihrer Ranzigkeit heimelige Retro-Wärme entwickelt.

Der Checkout-Prozess ist die Hölle; Bezahlung per Rechnung wird angeboten, geht dann aber doch nicht, ebenso wenig der SEPA Einzug. PayPal will ich nicht nutzen, weil der abgebuchte Betrag auf dem Geschäftskonto zu sehen sein muss. Meine Kreditkarte nehmen sie ebenfalls nicht – es geht nur MasterCard und VISA, habe ich zwar, ignoriert das System aber (nein, es ist keine Debit-Karte). Also Direktüberweisung; ich lande pllötzlich in den Fängen von Klarna, bin jetzt registriert, herrje, na egal, bloß fertig werden.

Erst im Email-Postfach sehe ich, dass GLS die Logistik übernimmt, oh Schreck. Am nächsten Tag – immerhin – beobachte ich die Live Tracking-Seite, bis der GLS Transporter vor der Tür steht. Als ich wie ein Vollidiot aus dem Fenster starre, damit ich den Typen ja nicht verfehle, ah da ist ja das Auto; die Türen hinten sind schon offen, wo bleibt er denn, ich drücke vorsichtshalber paarmal auf den Türöffner; teste, ob die Klingel funktioniert, die hat nämlich gerne ab und zu eine Macke – da kommt ein riesiger Reisebus durch unsere schmale Straße, er hupt, anscheinend kriegt der GLS Typ Stress?, jedenfalls fährt er jetzt, was?!, weg – ich habe ihn aber noch nicht mal gesehen, wie ging das denn? Kommt der noch mal wieder? Oder war ihm das 22kg Paket doch zu schwer und der Reisebus also willkommen? Im Briefkasten jedenfalls keine Benachrichtigungskarte, per Mail auch nichts. Meine Nerven. Fucking GLS.

2 Stunden später gehe ich aus dem Haus, zufällig steht der Wagen wieder da. Ich gehe zum Fahrer, der ist etwa 20, wirkt ziemlich bleich und gestresst. Wir gestikulieren durch seine Seitenfensterscheibe – ja, er hat Ware für mich; wir gehen nach hinten, den durcheinandergewürfelten Paketen im Laderaum sieht man den Stress des Fahrers auch an. Ich werde milde und schleppe das Ding nach oben.

Auspacken, der befürchtete Müllberg aus Papier und Plastik wird übertroffen; Scham. Beim Einrichten klappt es im dritten Versuch, nachdem ich die relevante Stelle in der Bedienungsanleitung gefunden und alle anderen, die nur für das Windows Betriebssystem vorgesehenen waren, was mir aber nicht klar war, endlich ignoriere –nicht schlecht, ich kann jetzt drucken. Trotzdem kommt keine richtige Freude auf, weil nach der ganzen Aktion nur der einfache Drucknormalzustand wieder hergestellt ist.